Nach dem Abschluss des Landhandelmoduls wurde es wieder Zeit ein neues kleines Projekt neben der eigentlichen Anlage Wolkingen zu starten.
Bei Spaziergängen in der Nähe des Bahnhofs Pinneberg ist mir immer wieder eine schon recht verfallene aber zugleich wunderschöne Holzfassade aufgefallen. Sie gehört zu einem Holzlagerhaus der Firma Joh. Heinrich Warncke GmbH und ist im Jahre 1928 errichtet worden
Der Holzhandel liegt direkt an den Gleisen neben dem Bahnhof Pinneberg und verfügte früher über einen eigenen Gleisanschluss, der einen Zugang bis in die Lagerhallen ermöglichte. Dies konnte ich sehr schön einem interessanten Bildband von Reinhard Schlifke „Die Geschichte der Bahnhöfe Pinneberg, Prisdorf und Halstenbek“ entnehmen. Wenn das Gebäude fertig ist, werde ich mir ein passendes Modul bauen, dass diesen Gleisanschluss darstellt.
In einem Interessanten Abendblatt-Artikel „Altstadt ohne Zukunft?“ von Marion Girke vom 20.08.2008 wird die immer noch aktuelle Situation in Pinneberg beschrieben, dass erhaltenswerte alte Gebäude zusehens verfallen und Investoren für den Erhalt dieser Bausubstanz fehlen.
Dort wird auch auch die von mir gewählte Fassade genannt:
„Mit anderen, im Prinzip erhaltenswürdigen Gebäuden im Viertel sieht es ähnlich oder noch schlechter aus. An der originellen Fassade des Lagergebäudes des Holzhandels Warncke nagt unübersehbar der Zahn der Zeit.“
Und je mehr ich mich mir dem Modellbau auseinander setze, um so mehr Interesse gewinne ich an den historischen Aspekten des Hobbys: Wir haben die tolle Möglichkeit längst vergangenes oder langsam verfallende Dinge auf der Modellbahn nachzubilden und damit wach zu halten.
Nun aber zum Projekt: Selbstbau des Holzlagergebäudes
Bei dem Blick auf die Holzfassade ging mir zunächst der Nachbau aus Furnierstreifen durch den Kopf. Die Verarbeitung von solchen feinen Strukturen in Holz schien mir aber doch zu kompliziert, da gerade Furnier gerne mal an den Rändern beim Schneiden mit dem Cutter ausreißen.
So habe ich mich für einen Bau aus Polystyrolplatten und Streifen entschieden. Die Polystyrolprofile habe ich von evergreen verwendet und zusätzlich ASA-Profile von aero=naut, sowie größere Platten im Architekturbedarf bestellt.
Für die Fenster habe ich zunächst bei Herstellern wie Auhagen nachgesehen, die ein stattliches Sortiment an Fenstern bieten. So spezielle Fenster waren dann aber doch nicht zu bekommen, wenn da nicht das Angebot von meinmodellhaus.de wäre: Dieser Anbieter fertigt aus Polystrolplatten Fenster nach exakten Vorgaben der Besteller.
Also ging es im ersten Schritt an das Runterrechnen des Gebäudes in 1:87, wofür ich mir eine Exceltabelle mit allen gemessenen Werten erstellt habe. Als Grundmaß habe ich lediglich die genaue Breite des Gebäudes genommen, die ich vor Ort ermitteln konnte. Alle weiteren Werte wurden dann aus drei Bildern der Fassade mit dem Lineal abgenommen und umgerechnet.
Die Fenster kamen von meinmodellhaus.de nach nicht einmal einer Woche bei mir an und sahen super aus!
Bau des mittleren Fensterbandes
Der Bau des Gebäudes wurde dann genau an diesen Modellfenstern ausgerichtet: Passend zur Breite der Fenster habe ich eine 1,5 mm dicke Platte mit dem Cutter ausgeschnitten.
Die Fenster mussten am Rand noch beschnitten werden, damit die oberen und unteren Teile den korrekten Abstand zueinander haben. Das erste Ergebnis kommt dem Original schon recht nahe:
Bau des Seitenteils der Fassade
Die Seitenteile der Fassade besitzen drei oben spitz zulaufende kleine Fenster mit je einem eigenen kleinen Giebel. Zur Nachbildung der Giebel habe ich Dreikantleisten verwendet, diese auf Gährung geschnitten und verklebt. Der Spalt zwischen den Giebeln wurde mit Autospachtelmasse gefüllt und geschliffen.
Die Bänder über den Seitenfenstern sind mit Holzlamellen versehen, die im Holzlager für die notwendige Belüftung sorgen. Diese Lamellen habe ich mit Streifen von 1,5 mm Breite nachgebildet, zwischen denen ich kurze Streifen als Abstandshalter verklebt habe.
Die fertigen Lamellen wurden dann hinter die Öffnungen geklebt:
Bau des Giebels
Der mächtige Giebel des Lagerhauses wurde mit 1,5 mm Polystyrolplatten nachgebildet. Die einzelnen Latten wurden durch eingeritzte Fugen angedeutet.
Oben wird der Giebel durch eine breite Platte abgedeckt.
Weitere Verzierungen wurden in Form von Dreikantleisten angebaut.
Bei der Beschriftung des Giebels habe ich mich auch am Vorbild orientiert und dafür ‚Slater’s Plastikard‘ Buchstaben in der Höhe 5mm gefunden. Die etwas kleinere mittlere Zeile mit ‚G.M.B.H.‘ habe ich wegfallen lassen, da dies in 5mm zu auffällig geworden wäre.
Bei der späteren Colorierung der Fassade wird die Schrift auch einen hellblauen Anstrich erhalten und sich so ein wenig besser von den weißen Latten abheben.
Seitenmauern
Im Gegensatz zur vorderen Fassade des Holzlagern wirkt die rechte Seitenmauer sehr schlicht. Sie ist als Klinkermauer ausgeführt mit Holzflächen, bei denen die Lattung auf Abstand hergestellt wurde, um die Luftzirkulation in der Lagerhalle zu ermöglichen.
Die sieben Holzfelder haben eine unterschiedliche Verkleidung: Die ersten beiden sind mit waagerecht angebrachten Latten und die folgenden fünf mit senkrecht angebrachten Latten verkleidet. Um das Gebäude für die Modellbahn in der Größe ein wenig zu begrenzen, habe ich insgesamt 6 Felder dargestellt:
Für den Bau der Mauern wurde wieder die Mauerplatte Ziegel von Vollmer (Art. 46028) verwendet und die Holzlattung mit Evergreen Stripes (0,25 x 1,5 mm) nachgebildet.
Auf der linken Seite ist das erste Drittel der Wand wieder an die Gestaltung der Fassade angelehnt und mit weißen Lamellen verziehrt.
Dachstuhl
Der Dachstuhl dient im Fall der Holzlagergebäudes wie beim Vorbild der Stabilität des Daches und damit des Gebäudes.
Diese Konstruktion wurde mit Platten der Stärke 0,75 mm belegt und danach vorbildgerecht mit Dachpappe belegt. Dafür habe ich feines wasserfestes Sandpapier der Körnung 320 verwendet und es in Bahnen von 1 x 10 Meter geschnitten. Herausgekommen sind 75 Streifen a 1,1 x 11,5 cm, die überlappend verklebt wurden. Der jeweils übrige Rest einer Bahn wurde zum Anfang der nächste Reihe verwendet. So entsteht ein realistisches und hübsch abzusehendes Muster.
Auch der Giebel ist auf der Oberseite mit Dachpappe belegt.
Rückseite
Während die Vorseite des Gebäudes so prächtig gestaltet ist, zeigt sich die Rückseite in einer einfachen Holzlattung.
Der Nachbau gestaltete sich entsprechend einfach. Nach rechts ist ein kleiner Anbau im Sinne eines Anlehnschuppens ausgeführt.
Die Rückwand wir durch Holzbalken gestützt, von denen einer im Vorbild auf einem gemauerten Sockel ruht.
Rohbau des Gebäudes
Das bisherige Ergebnis des Gebäude
… bald mehr an dieser Stelle